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TT tut nicht weh.
TT tut nicht weh.
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Alles rund um die Gleise

Bei meinen Überlegungen, welches Gleissystem für mein Modell in Frage kommt war mir schnell klar, dass ich mit dem Material von Großserienherstellern nichts anfangen kann, wobei sich diese Erkenntnis auf die Tatsache bezieht, dass es dort kaum maßstäbliche Weichen gibt. Da ich aber maßstäblich bauen will, müssen auch die Weichen maßstäblich sein. Zudem wurde mir bei meinen Recherchen immer mehr klar, dass ein 'feines' Gleis die Optik einer Anlage maßgeblich beeinflusst.

Natürlich bedeuten 'fein' und 'maßstäblich' mehr Anschaffungskosten. Aber man sollte bedenken, dass es die Gleise sind, die immer zu sehen sind. Rollendes Material ist schnell zu ändern. Auch Oberbauten sind schnell mal ersetzt. Will man später aber mal die Gleise ersetzen, an denen man anfänglich gespart hat, wird der Kostenfaktor mit Sicherheit höher sein, als hätte man von Anfang an eine feine Variante verbaut. Vom Arbeitsaufwand und den gelassenen Nerven will ich gar nicht erst schreiben.

So entschied ich mich, zu einem guten Teil das Gleismaterial von TTFiligran® zu verwenden. Zum Einsatz  kommen  Betonschwellennachbildung für das Streckengleis sowie Holzschwellennachbildung  für die Abstellgleise der Awanst. Als Schienenprofil wird Profil mit 1,5mm Höhe (Code 60) verwendet. Die Anschlussweiche zur Awanst ist eine EW 190 1:9; unverkürzt; mit Echtholzschwellen.

Die benötigte DKW 190 1:9 ist von TTFiligran® maßstäblich nicht zu bekommen und die verkürzte Variante kam für mich nicht in Frage. So großzügig und maßstäblich, wie ich geplant habe, hätte es mir das Gesamtbild versaut. So werden die DKW und die zweite EW maßstäbliche Weichen sein, bei denen die Schienenprofile auf das Schwellenrost aufgelötet werden. Im Grunde bedeutet dies eine Art 'Stilbruch'. Da aber diese beiden Weichen im Original Stahlschwellen haben, ist der Unterschied leicht zu begründen. Ein Manko ist allerdings das Fehlen von Kleineisennachbildungen.

Zweimal EW 190 1:9 im Vergleich ↑


Das Lötgleis

Wie oben schon erwähnt werden die Schienenprofile auf ein Schwellenrost aufgelötet, welches aus Leiterplattenmaterial (kupferkaschierte Platinen) gefräst wird. Dabei wird die Kupferschicht an den Stellen der Rippenplatten so freigefräst, dass diese leicht erhaben sind (ca. 0,3mm) und eben auch wie Rippenplatten wirken. Gleiches gilt für die Gleitplatten der Weichenzungen. Die Schwellen werden herausgearbeitet, in dem die Schwellenzwischenräume ca. 1mm tief ausgefräst werden (Platine = 1,5mm). Nur bei Gleisschwellenrosten werden die Schwellenzwischenräume vollständig weg gefräst, bis auf kleine Stege unter dem Schienenprofil. Nach entsprechender Behandlung aller Bauteile, diese müssen sauber, fettfrei und somit lötbar sein (brüniertes Profil muss abgeschliffen werden), werden die Kupferflächen mit Fitting-Lötpaste bestrichen, die Schienenprofile mit Hilfe von Schablonen u./o. Spurlehren auf den Schwellenrosten ausgerichtet und durch erhitzen mit einer stumpfen Lötkolbenspitze werden die Schienenfüsse mit dem Schwellenrost verlötet.

Soweit die vereinfachte Darstellung. Man muss natürlich auch noch das Profilmaterial entsprechend bearbeiten, insbesondere das Fräsen bzw. Schleifen der Weichenzungen und der Backenschienen sind eine ziemliche Herausforderung. Ich selbst hab diese Arbeit, nach einem kläglichen ersten Versuch, erstmal in fremde Hände gegeben. Ich bin aber durchaus geneigt, den Versuch irgendwann mal zu wiederholen.

Im Bild weiter oben ist eine gelötete EW abgebildet. Es fehlen dort noch die farbliche Nachbehandlung sowie die Kleineisen. Diese so fein und detailliert nach zu bilden, wie beim Filigrangleis dürfte gar nicht oder nur unter erheblichem Aufwand möglich sein. Vermutlich werde ich die Stellen der Kleineisen mit dicker Farbe auftropfen und diese rostfarben colorieren. Für manch einen ist dieses vielleicht ein NoGo. Aber wenn die Alternative eine verkürzte Weiche wäre, dann nehme ich lieber die Pseudokleineisen in Kauf, denn diese fallen (mir) nur bei genauem Betrachten auf, dass Gesamterscheinungsbild wird aus meiner Sicht mehr durch die maßstäblichen Weichen geprägt.

Als vorteilhaft beim Lötgleis kann man die Spurkranzfreiheit ansehen. Da mit Zinn nicht rumgeaast werden soll und wird, trägt es kaum auf die Kupferfläche auf und überragt somit nicht den Schienenfuss. Verzichtet man dann zumindest Innen auf jedweden Versuch, Kleineisen nachzubilden, hat man die gesamte Schienenprofilhöhe, abzüglich der geringen Schienenfusshöhe, für den Spurkranz zur Verfügung.

↑ EW nach dem Lötprinzip im Bauversuch. Man sieht sehr gut einige Details eines solchen Schwellenrostes. Diese Weiche wurde aber nicht vollendet. Schon das Vorverzinnen der Kupferflächen war Blödsinn und auch mit dem Lot habe ich ziemlich rumgeaast. Irgendwann gibt es einen neuen Anlauf über den ich dann auch berichten werde. ↑


Spurkränze auf TTFiligran®em Material
Beim filigranen Gleis kommen Code60-Schienenprofile zum Einsatz. Deren Höhe beträgt 1,5mm. Die Kleineisen sind so ausgeführt, dass die Schraubenköpfe nur an der Schienenaußenseite tatsächlich nachgebildet sind. Innen dagegen ist die Lasche, die den Schienenfuß hält, völlig flach. Trotzdem trägt diese Lasche geschätzt 0,3mm auf und der Schienenfuß hat außen eine Höhe von 0,2mm. Somit bleiben von der Schienenprofilhöhe nur 1mm übrig, was in der Folge bedeutet, dass nur Radsätze mit einer Spurkranzhöhe von <= 1mm einwandfrei laufen. Alles was höher ist, wird unweigerlich auf den Kleineisen rattern. Dieser Effekt tritt vor allem bei älterem rollenden Material, z.B. von BTTB,  zu Tage, ist aber auch nicht pauschal auf diese zu begrenzen. Auch neuere Modelle von Loks und Wagen sollen rattern. Auf jedem Fall aber sollte der potentielle Filigran-Gleis-Bauer dieses in seine Überlegungen einbeziehen. Gegebenenfalls ist in der Folge ein Abschleifen oder völliges Erneuern der Radsätze notwendig.

Die genannten Maße des Filigrangleises liegen aber innerhalb der Norm. Die NEM 310 schreibt für TT eine minimale Spurkranzhöhe von 0,5 mm sowie eine maximale Spurkranzhöhe von 1 mm vor. Diese Maße werden eingehalten, der Hersteller gibt selbst an, dass sein Gleis NEM-Konform ist.

Der Kleineisenspritzling ↑


Abzweigwinkel und Neigung.
Gemeint ist im Grunde das Gleiche aber im Original wird bei vielen Bahnen immer die Neigung verwendet bzw. angegeben, z.B. EW 190 1:9. Für Modellbahner ist oft der Abzweigwinkel in Grad interessanter, zumal die gängigen Gleisplanungsprogramme meines Wissens nichts mit der Neigung anfangen können, zumindest Wintrack kann es nicht.

Bei der Neigung handelt es sich, vereinfacht gesprochen, um ein Seitenverhältnis zwischen der Länge der Weiche und deren Breite am Weichenende. Letztlich ist das Ganze ungleich komplizierter. HIER und HIER finden sich grundsätzliche Informationen. Unter dem ersten Link wird auch erläutert, wie man die Neigung in Grad umrechnen kann.

Verkürzt oder unverkürzt?

Das ist hier auch eine Frage. Dabei bedeutet unverkürzt absolute Maßstäblichkeit. Verkürzte Weichen sind um 1/3 in der Länge verkürzt, d.h. in der Länge haben sie den Maßstab 1:180. Mit dieser Verkürzung ändern sich auch die originalen Neigungen (Abzweigwinkel) der Weichen. So weist die verkürzte Variante der EW 190 1:9 als Modell eine Neigung von 1:6 auf.

Eine Vermischung beider Varianten in einer Modellbahnanlage sollte eher vermieden werden. Die deutlich unterschiedlichen Längen der Weichen dürften auch jedem nicht bahnkundigem Betrachter unangenehm auffallen. Es spricht aber nichts dagegen, Weichen unterschiedlicher Neigung miteinander zu kombinieren. Beim großen Vorbild sind solche Maßnahmen durchaus üblich, denn auch die Bahn muss ihre Gleisanlagen die Örtlichkeiten und die zulässigen Geschwindigkeiten anpassen. So ist die erste Weiche eines Bahnhofs oft noch mit großen Radien und geringer Neigung ausgeführt, da hier in der Regel noch mit höheren Geschwindigkeiten gefahren wird als in nachfolgendem Bereich. Auch sind die Hauptgleise meist für höhere Geschwindigkeiten (Durchfahrten) konzipiert und die Weichen müssen dementsprechend ausgelegt sein. Für Nebengleise reichen dann meist Weichen mit großer Neigung.

Für die Entscheidung, ob jemand verkürzte oder unverkürzte Weichen einsetzt, dürfte zunächst der, für die Modellbahn zur Verfügung stehende Platz maßgeblich sein. Nur wenn dieser mehr als groß ist, was am ehesten bei Modulisten vorkommen dürfte, stellt sich die Frage nach der Verfügbarkeit unverkürzter Weichen.

Es gibt aber noch einen weiteren, nicht unerheblichen Aspekt, der für die Entscheidung eine Rolle spielt. Im Netz bin ich über den 'Modellbahn-Professor' Harald Kurz gestolpert, genauer über seine Aussage, dass man...
...linienförmige Bauwerke, wie z.B. Weichen,  Rampen mit Steigungen und Gefällen, die sich am Vorbild orientierten, im Modell verkürzen müsse, um den Eindruck des Originals glaubwürdig darzustellen.
TTFiligran® hat diesem Umstand mit seinen verkürzten Weichen Rechnung getragen (siehe hier). Es ging also nicht nur darum, platzsparende Weichen auf dem Markt anzubieten.

Für mich kam diese Erleuchtung etwas spät. Zwar habe ich mir Gedanken gemacht, ob und wie ich dieser Empfehlung folgen sollte, doch ich konnte keine wirkliche Vorstellung davon entwickeln, wie sich das Ganze in meinem konkreten Fall optisch tatsächlich auswirken würde. Wie auch, wenn es an eigener praktischer Erfahrung fehlt.
Da alle meine Planungen und bereits getätigten Unterbauten maßstäblich waren, bin ich bei der maßstäblichen Umsetzung geblieben und gebe mich der Hoffnung hin, dass der optische Effekt bei drei Weichen, die in Abstellgleisen münden, nicht allzu negativ zu Tage tritt. Anders stelle ich es mir bei einem vollständigen Bahnhof vor, mit womöglich ausgedehnten Weichenstraßen auf beiden Seiten.

Gleisplanungsprogramme.
Wer Weichen auf seiner Anlage verbauen will, deren Abzweigwinkel aus einer Neigung resultieren und eine Gleisplanungssoftware nutzt, der muss darauf gefasst sein, das sein Gleisplan nicht 100%ig korrekt sein wird. Bietet die Software die Möglichkeit, seine eigenen Weichen zu konstruieren, so kann man natürlich fürchterlich loslegen. Aber Vorsicht: Eine Neigung von 1:9 hat einen Winkel von 6,34°, eine Neigung von 1:6 kommt auf 9,46° und auch diese Werte sind schon mathematisch gerundet. Mindestens Wintrack rundet diese Werte nach der Eingabe auf eine Stelle nach dem Komma, also 6,3° bzw. 9,5°. Somit stimmt der Abzweigwinkel nicht mehr exakt mit der tatsächlichen Neigung überein und das abzweigende Gleis wird im Gleisplan nicht da liegen, wo es auf der Anlage zu liegen kommt. Pappt man zwei Weichen aneinander (Gleisverbindung) erzeugt die Software durch die Rundungsdifferenz einen ganz anderen Gleisabstand als die Weichen es tatsächlich hergeben. Diesem Umstand muss man Rechnung tragen und der Gleisplan sollte eher als Näherung angesehen werden.

Gleismontage.
Ein nicht zu unterschätzender Arbeitsschritt bei der Verwendung von TTFiligran® - Gleisen ist die Montage derselben. Geduld und Fingerspitzengefühl ist hier besonders gefragt. Auf Grund der gewollten, sehr geringen Fertigungstoleranzen sitzen die Schienenprofile extrem stramm in den Kleineisen. So ist es wohl grad so eben möglich, ein Schienenprofil in ein 20cm Schwellenband einzuziehen. Wenn, dann mit viel Kraft, empfehlen kann ich es nicht, zu groß ist die Gefahr, das gute Gleis zu demolieren. Erst recht ist es nur noch mit Gewalt möglich, das Schienenprofil in einem fertigen Gleisjoch von 60cm Länge (Bausatz Betonschwellennachbildung) zu bewegen.

Ein Vergleich: Fasst man Modellgleis an den Ende an und biegt es seitlich, dann biegt sich das ganze Joch nahezu gleichmäßig mit. Ähnlich wie ein Flitzbogen, der gespannt wird. Macht man das mit einem Filigran-Gleisjoch, kommt es eher zu knicken an den Stellen, wo man die Hände hat und das Joch selbst fängt an, sich um seine Längsachse zu verdrehen.

Die straffe Fertigung bringt Vorteile in Sachen Optik und Detaillierung, legt aber die Messlatte für die Geduld und das handwerkliche Geschick des Modellbahnbauers ziemlich hoch, gegenüber
dem Lötgleis hat man aber den Vorteil, das alle Komponenten vorgefertigt sind. Man muss es nur zusammen bauen.

Möglich, dass meine Ausführungen auf den Einen oder Anderen abschreckend wirken. Das ist zwar nicht der Zweck meiner Worte, doch wer sich den beschriebenen Herausforderungen nicht gewachsen sieht, der sollte darüber nachdenken, auf seiner Anlage Modellgleis einzusetzen. Dieses ist seit Jahrzehnten bewährt und ich habe viele schöne Anlagen mit diesem Gleismaterial gesehen.

Copyright:

TTfiligran® ist eine eingetragene Marke der Eitel - König GbR, Dresden

Wintrack ist ein Gleisplanungs-programm des Ing.-Büro Schneider, Eislingen

Quellen/Links:

TTfiligran®
RAW-Nette (Lötgleis)
Wintrack
Gleisbauwelt
Eisenbahnmodelltechnik
Umrechnung Neigung-Winkel
Der 'Modellbahn-Professor'

NEM:

120  Schieneprofile und -laschen
310  Radsätze


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